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Die Höfe der Bauern waren,
wie in allen deutschen Dörfern Bessarabien, von der Straße
durch eine Straßenmauer aus Steinen getrennt. Sie war
verputzt und weiß getüncht und gab somit dem Hof einen
schönen Anblick. In den meisten Fällen waren die
Kolonistenhäuser Einheitshäuser die alle den gleichen
Grundriss hatten. Wohnhaus Stallung und der Schopf (Schuppen)
befand sich unter einem Dach. Beim Eingang traf man auf
den Hausflur (Vorderküche), von hier gelangte man in die
Küche. Zu beiden Seiten kamen dann die Wohnzimmer, die
Vorderstube ("Staatsstube") und Hinterkammer (Schlafstube).
Der ganze Hof bestand aus dem Vorderhof mit Wohngebäuden,
Blumengärtchen, Sommerküche und Brunnen; danach folgte
der Hinterhof mit Drechplatz, Strohhaufen und
den Schweinestall. Im Sommer spielte sich das Leben in
der Sommerküche ab. |
Das erste Getreide wurde mit
der Sichel geschnitten, mit dem Dreschflegel gedroschen
und mit der Worfschaufel bei Wind geworfelt. Die Alten
legten sich bei Nacht um den Haufen. Kam der erste Wind
auf, so wurden alle zum Worfeln geweckt. Das Getreide
musste nachher meistens noch mit einem kleinen Sieb
nachgereinigt werden. In den ersten Jahren wurde nur das
Baustückland bearbeitet. Alles übrige Land war
Heuschlag oder Weide, auf der größere Viehherden
weideten. Die Sichel wurde bald durch die Sense, die
Sense durch Haspel- und Rechenmaschine ersetzt. Der
Holzpflug wurde durch ein-, zwei- und dreischarige Pflüge
verdrängt. Das Handsäen unterblieb und wurde durch Sämaschinen
bzw. Drillmaschinen, die man sich gegenseitig auslieh,
ausgefürt. An die Stelle des Dreschflegels trat der
Dreschstein, der von zwei Pferden gezogen wurde. (Siehe Bild rechts) |
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Die Kirche und Schule gehörten
eng zusammen. Sie spielten für das Leben und Überleben
der deutschen Kolonisten in Bessarabien eine
entscheidende Rolle. Gottesdienste wurden immer gehalten
am Anfang im Freien oder in den Wohnhäusern. Als Erstes
errichtetet man ein Bethaus in dem auch die Schule
untergebracht war. Mit den Schulen in den Kolonien stand
es anfänglich nicht zum Besten. Unterricht wurde am
Anfang in Erdhütten abgehalten und späer in Wohnhäusern,
bis man ein eigenes Schulgebäude gebaut hatte. Die
Kinder wurden wenig zur Schule geschickt, und lernten
nicht einmal lesen. Kolonisten die kaum lesen und ihren
Namen schreiben konnten, wurden als Lehrer angestellt. Später
drang die Obrigkeit darauf, dass jedes Kind vom 7. Jahre
an bis zu seiner Konfirmation die Schule besuchen musste,
auch wurde der Lehrerberuf eingeführt. |